Eine Liebeserklärung an unsere D1-Junioren

Eine Liebeserklärung an unsere D1-Junioren

Es ist schon fast zweieinhalb Jahrtausende her, dass ein gewisser Aristoteles im antiken Griechenland lebte. Dieser Aristoteles kann mit Fug und Recht als so eine Art „GOAT“ der Wissenschaft bezeichnet werden. An der Aufgabe, sein Werk zu beschreiben, sind viele große Denker gescheitert. Um nicht in die gleiche Falle zu tappen, versuchen wir uns diesem Aristoteles doch einfach mal über einen fußballerischen Ansatz anzunähern: Schon in jungen Jahren beeindruckte er durch Reife und einer klaren Vorstellung vom Geschehen, ähnlich wie es ein Jude Bellingham auf dem Spielfeld zeigt. Mit seiner Dynamik und Kreativität änderte Aristoteles das Denken seiner Zeit, vergleichbar mit Kylian Mbappé. In seinem unermüdlichen Ehrgeiz und dem permanenten Streben nach Perfektion erinnerte er an Cristiano Ronaldo. Und in seiner Brillanz und seiner Perfektion in jedem Bereich ist er eigentlich nur mit Lionel Messi zu vergleichen. Und ausgerechnet diesem „GOAT“, diesem Aristoteles wird das folgende Zitat nachgesagt:

„Ich habe überhaupt keine Hoffnung mehr in die Zukunft unseres Landes, wenn einmal unsere Jugend die Männer von morgen stellt. Unsere Jugend ist unerträglich, unverantwortlich und entsetzlich anzusehen“

Und wo wir gerade schon bei der Wissenschaft und der Kultur sind, sei noch ein kleiner Schwenk in die Literatur erlaubt:

Der exzentrische Moderator und Autor Dieter Mohr beschrieb vor einigen Jahren in einem launigen Buch der Populär-Literatur seinen Umzug aus seiner Schweizer Heimat in die neue Wahlheimat Brandenburg.  Jener Moderator, der unter anderem durch die Sendung „Titel-Thesen-Temperamente“ bekannt ist und der in seiner Extravaganz mitunter durchaus irritiert (u.a. nennt er sich inzwischen „Max“ Mohr), hat mit diesem Buch aber auf eine sehr bodenständige und einfühlsame Art dem Land Brandenburg eine aufrichtige Liebeserklärung hinterlassen. Als Untertitel dieses Buches wählte der Autor: „Geschichten aus der arschlochfreien Zone“.

Wer nun tatsächlich bis zu dieser Stelle weitergelesen hat, darf sich völlig zurecht fragen, was dieser ganze pseudo-intellektuelle Quatsch mit Fußball, mit Eintracht Wandlitz und mit unseren D1-Juioren zu tun hat? Wir sind hier schließlich beim Fußball! Genauer gesagt beim Dorffußball! Und nicht beim literarischen Quartett!

Zur Verteidigung sei folgendes hervorgebracht: Dieser Max (damals noch Dieter) Mohr hat – vermutlich ungewollt – den Titel für die Zeitreise unserer Nachwuchsmannschaft geliefert, die im Jahr 2018 begann. Wenn man die Geschichte unserer D1-Juinoren erzählt, dann werden daraus zwangsläufig „Geschichten aus der arschlochfreien Zone“!  Das wird sich hoffentlich aus dem folgenden Text ergeben.

Und was unsere D1-Junioren mit dem alten Zausel Aristoteles am Hut haben, darauf gehen wir am Ende dieses Textes noch mal ein! Versprochen! Aber der Reihe nach:

Es war ein bunter Haufen an kleinen Kindern, der sich damals, im Spätsommer 2018 zum ersten Training auf dem Kunstrasenplatz in Wandlitz versammelt hatte. Die meisten von ihnen hatten gerade die Einschulungsfeier hinter sich gebracht und hatten eigentlich genug damit zu tun, sich in diesem neuen Lebensabschnitt zurechtzufinden. Und man fragte sich damals nicht ohne Grund, wie aus dieser, um den Ball herumtollenden Kindertraube, jemals eine Fußballmannschaft werden sollte. Aber alle waren mit Eifer dabei. Die Kinder hatten einen großen Bewegungsdrang und der Ehrgeiz der Eltern war damals noch um ein vielfaches größer, als der der Kinder! In dieser Gemengelage, hatte das Trainer-Team also allerhand zu tun, um die unterschiedlichen Interessen und Erwartungen unter einen Hut zu bekommen. Und einer war dabei in dieser Kindertraube, bei dem man regelmäßig zusammenzuckte: Denn immer wieder schlugen Bälle im Tornetz ein, bei denen man sich erschrocken umdrehte und sich fragte, wer da gerade diesen Strahl auf das Tor abgefeuert hatte. Und immer schaute man dann in die fröhliche Augen eines kleinen, sonst so schüchternen und zurückhaltenden Jungen, den alle nur „Phili“ nannten. Seine linke Klebe war schon in diesem Alter beeindruckend und sollte bald im ganzen Barnim bekannt werden. Gleich die ersten G-Junioren-Turniere bestritt die damals jüngste Nachwuchsmannschaft von Eintracht Wandlitz erfolgreich. Und so wuchs da nach und nach eine Fußballmannschaft zusammen, die sich auf den Weg gemacht hatte, um besonderes zu erreichen. Man spielte die ersten Hallenturniere und stieg ein Jahr später in den regulären Ligaspielbetrieb ein. Und auch dort konnte sich das Team auf Anhieb behaupten. Man fuhr nicht nur tolle Erfolge ein, man wuchs auch als Mannschaft immer weiter zusammen. Es deutete sich damals schon an, dass da eine verschworene Einheit aus echten Freunden heranwächst. Und als unsere damaligen F-Junioren gerade so richtig ins Laufen kamen, wurden sie ziemlich abrupt ausgebremst, von einem Gegner, den keiner auf dem Schirm hatte. Es war Ende Februar 2020. Unsere Mannschaft kam vom Hallenturnier in Basdorf nachhause. Einige Spieler-Familien trafen sich bei der Heimfahrt noch bei Lidl und wunderten sich, warum alle Nudeln, das ganze Mehl und vor allem das ganze Klopapier ausverkauft war. Es waren die Vorboten einer verrückten Zeit. Die Corona-Pandemie sorgte nicht nur dafür, dass nicht mehr gemeinsam trainiert werden konnte, sie sorgte im Frühling 2020 auch für den Saisonabbruch im Kinder- und Nachwuchsfußball.

Doch als man sich nach vielen Wochen endlich wieder auf dem Trainingsplatz begegnen durfte, waren alle wieder da, zum ersten Training. Niemand hatte die Lust am Spiel verloren, alle waren froh wieder zusammen zu sein. Aber der Kampf war noch lange nicht gewonnen. Denn auch die Folge-Saison musste vorzeitig unter- und schließlich wieder abgebrochen werden. Man muss daher konstatieren, dass unserer Mannschaft durch die Umstände der Corona-Zeit quasi die komplette F-Junioren-Zeit genommen wurde. Ein geregelter und zuverlässiger Spielbetrieb war in dieser Zeit einfach nicht möglich. Und auch der geregelte Trainingsbetrieb war immer wieder mit Schwierigkeiten verbunden. Unvergessen sicherlich die Anrufe vom Gesundheitsamt, nachdem Lennart Czyborra unserer Mannschaft mit seinem Besuch eine Freude bereitete und dann positiv auf Corona getestet wurde. Die komplette Mannschaft musste am Folgemorgen im Vereinsheim zum Corona-Test durch Mitarbeiterinnen des Gesundheitsamtes antreten. Aber in allem Schlechten liegt auch immer etwas Gutes: Unsere Mannschaft wusste noch mehr zu schätzen, was sie aneinander hat. Das galt für die Kinder, aber auch für die Elternschaft! Keiner kam in dieser Zeit auf die Idee, die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen. Alle waren da, wann auch immer Training möglich war. Alle waren bereit, die Herausforderungen anzunehmen und auch durch diese kuriose und schwierige Zeit gemeinsam durchzugehen. Im Nachhinein kann man sagen, dass auch diese Zeit zusammengeschweißt hat.

Erst als unsere Mannschaft das E-Junioren-Alter erreichte, stellte sich so etwas wie Normalität ein. Zwar war die erste Saisonhälfte 2021/2022 nach wie vor von den Begleiterscheinungen der Pandemie geprägt. So mussten im Januar 2022 die Hallenturniere noch ohne Zuschauer und somit ohne Anfeuerung der Eltern stattfinden. Aber als sich im Frühling 2022 so halbwegs Normalität einstellte, zeigten unsere damaligen E2-Junioren, zu was sie zu leisten im Stande waren. Als jüngerer Jahrgang erreichte man den 2. Platz in der Staffel und konnte zum Saisonabschluss in Britz im Finale um die Kreismeisterschaft am Ende den 3. Platz feiern. Und an diesem Tag wurde der Plan geboren, dass man an gleicher Stelle ein Jahr später den Kreismeistertitel holen wollte. Aber bis dahin war es ein langer Weg.

Die Saison 2022/2023 war von Anfang an von vielen tollen Spielen und Erfolgen geprägt. Und unsere Mannschaft versuchte wirklich alles nachzuholen, was in den vorherigen Jahren wegen Corona nicht möglich war. So wurde jede Einladung zu Hallenturnieren angenommen, jedes mögliche Testspiel mitgenommen und auch im Frühling wurde neben den Pflichtspielen ein umfangreiches Programm an Turnieren gespielt. So nahm man erstmals am Werbellinseecup teil. Bemerkenswert ist sicherlich die Teilnahme am Pfingst-Cup in und um Düsseldorf, bei dem unsere Mannschaft auf Teams aus ganz Europa traf und unter anderem gegen den Nachwuchs des Karlsruher SC antrat. Die Trainer des badischen Zweitligisten erkundigten sich hinterher beeindruckt nach unserer Mannschaft und nach unserem Verein. Immerhin waren es die Wandlitzer Nachwuchskicker, die ihnen damals das einzige Gegentor in der Vorrunde einschenkten.

Zwei Tage später trafen unsere damaligen E-Junioren dann beim Duisburg-Cup auf die U11 von Juventus Turin. Und auch dort konnte man gut mithalten. Auch wenn es eine Niederlage gegen die Italiener setzte, wird dieses Spiel unseren Nachwuchskickern sicherlich lange in Erinnerung bleiben. Und neben den sportlichen Erfahrungen, waren es auch immer wieder diese Reisen, die das Team näher und näher zusammenrücken ließen. Und auch die Eltern entwickelten sich zu einer verschworenen Gemeinschaft, die immer wieder bereit war, diese Abenteuer mit der Mannschaft anzugehen.

Und dann war da ja noch das Ziel der Kreismeisterschaft. Man hatte sich in der Staffel souverän als Tabellenführer für das Endspiel in Britz qualifiziert. Dort sollte es gegen den ebenfalls souveränen Tabellenführer aus der Staffel des Kreises Oberhavel gehen, es ging gegen TuS Sachsenhausen. Der Fußballplatz in Britz glich an diesem Tag einem Glutofen, als das Endspiel angepfiffen wurde. Und was man in den kühnsten Träumen nicht zu hoffen gewagt hatte, trat an diesem Tag ein: mit einer überragenden Leistung überrollten unsere damaligen E1-Junioren die TuS Sachsenhausen und feierten nach einem verdienten 5:1-Erfolg die Kreismeisterschaft.

Dieser Erfolg war Anlass genug, um den Aufstieg zu wagen und sich künftig in der Landesliga zu behaupten. Und natürlich musste man in der höchsten Brandenburger Nachwuchsliga zunächst etwas Lehrgeld zahlen. Als erfolgsverwöhntes Team nun auch mit Rückschlägen umzugehen, war anfangs nicht leicht. Aber unsere Mannschaft nahm auch diese Challenge an und wuchs. Sie vertrat in den letzten zwei Jahren als einziges männliches Kleinfeldteam die Farben von Eintracht Wandlitz in der Brandenburg-Liga. Und unser Mannschaft konnte nachhaltig belegen, dass sie auf diesem Niveau nicht nur mithalten kann sondern an guten Tagen auch jedes Team ärgern kann.

Und nun steht also der Wechsel in die Spielgemeinschaft an. Vor zwei Wochen wurde das Team bereits mit dem traditionellen Spiel gegen die Trainer auf dem Großfeld willkommen geheißen. Voller Zuversicht übergeben wir tolle Fußballer in den Großfeldbereich, die dort bestehen werden!

Unser Team kann in den letzten Jahren auf bemerkenswerte Erfolge zurück blicken. Es hat in ungewöhnlichen Zeiten große Turbulenzen überstanden und Widerständen getrotzt. Und es ist zu einer echten Mannschaft im aller besten Sinne zusammengewachsen. Und damit schließt sich der Kreis zu der Anfangs beschriebenen „Arschlochfreien Zone“. Was diese Mannschaft neben all der sportlichen Erfolge auszeichnet, ist der Zusammenhalt. Es ist die Art und Weise, wie diese Jungs und das eine Mädchen miteinander umgehen. Wie sie auf einander aufpassen, wie sie füreinander einstehen und füreinander da sind. Keiner in der Gruppe stellt sich über den anderen. Obwohl es herausragende Fußballer in diesem Team gibt, spielt sich keiner in den Mittelpunkt oder tritt arrogant auf. Phili spielt inzwischen seit 2 Jahren im Nachwuchsleistungszentrum vom 1.FC Union Berlin. Auch er war nie überheblich, im Gegenteil! Es war ihm immer wichtiger, die Mitspieler durch seine Vorarbeit glänzen zu lassen, als den eigenen Abschluss zu wählen. Wenn Phili nun ab und zu das Team besucht, ist es, als wäre er nie weg gewesen. Der Team-Spirit in dieser Truppe ist einfach von vorne bis hinten intakt!

Es war ein Leichtes, dieses Team zu führen, weil das einfach anständige Kinder sind. Und was dabei wirklich bemerkenswert ist: Die Jungs und das Mädchen sind dabei keine angepassten „Streber“, „Nerds“  oder „Arschkriecher“. Nein, sie sind humorvoll, machen ihren Blödsinn, sind ziemlich cool für ihr Alter, werfen mit Sprüchen um sich (das es eine wahre Freude ist!), sind selbstbewusst und wissen trotzdem immer, wo die Grenze ist, die sie nicht überschreiten. Diese Gruppe hat das Potential, dass dort Freundschaften fürs Leben entstanden sind. Und das wäre, trotz all der sportlichen Erfolge, vielleicht die größte Errungenschaft dieser Mannschaft.

Der Vorstand von Eintracht Wandlitz bedankt sich bei Sebastian Leue für die tolle und langjährige Arbeit mit diesem Team! Wir wünschen unseren D1-Junioren einen erfolgreichen Übergang in die Spielgemeinschaft und auf das Großfeld. Wir wünschen Euch persönlich alles, alles Gute und sportlich den maximalen Erfolg! Und es würde uns mit Stolz erfüllen, wenn Ihr Euch Eure sportlichen Wurzeln bewahrt und Eintracht Wandlitz die Treue haltet. Es wäre uns eine riesengroße Ehre, wenn wir viele von Euch irgendwann in einer Männermannschaft von Eintracht Wandlitz auflaufen sehen.

 

Ach ja! Und da war doch noch dieses Aristoteles Zitat vom Anfang! Wer erinnert sich noch? Okay, hier ist es noch mal:

„Ich habe überhaupt keine Hoffnung mehr in die Zukunft unseres Landes, wenn einmal unsere Jugend die Männer von morgen stellt. Unsere Jugend ist unerträglich, unverantwortlich und entsetzlich anzusehen“

Wir hatten ja bereits festgestellt, dass Aristoteles der „GOAT“ der Wissenschaft ist. Und seit Jahrtausenden beißen sich die Wissenschaftler die Zähne daran aus, die Thesen von jenem „GOAT“ zu widerlegen.  Und dann kommt nach mehr als zwei Jahrtausenden einfach mal so eine D-Junioren-Truppe und widerlegt den „GOAT“ nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis!

Denn so viel ist sicher! So lange es eine Jugend wie unsere D1-Junioren gibt, so lange muss einem nicht bange sein um die Zukunft unseres Landes, wenn sie die Männer (und Frauen) von morgen sind! Sie sind weder unerträglich noch unverantwortlich und erst recht nicht „entsetzlich anzusehen“!  Und das musst du erstmal hinbekommen nach all den Jahrtausenden! So einen „GOAT“ in (einer) seiner Aussage quasi zu zerstören!

Hut ab D1-Junioren! Aber Ihr seit auf Eure Art und Weise eh auch einfach mal „GOATS“! Danke für die gemeinsame Zeit!

Am Ende bleibt nur zu sagen: Liebe D1-Junioren, bleibt wie ihr seid! Und wir sehen uns auf dem Sportplatz!

 

 

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Michel Fuss

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